Aktuelles: Automatica 2025
Automatisierung als Treiber für Wettbewerbsfähigkeit
Ich erinnere mich noch gut an meinen Besuch bei Samsung im Jahr 2007: Schon damals hatte mich beeindruckt, wie wenige Menschen in den riesigen Reinräumen tatsächlich tätig waren. Stattdessen übernahmen Roboter und automatisierte Fördersysteme fast alle wesentlichen Arbeitsschritte, vom Handling der empfindlichen Glassubstrate bis hin zu präzisen Montage- und Prüfprozessen.
Diese Erfahrung hat mir schon damals gezeigt, welch enormen Stellenwert Automatisierung in der Displayfertigung einnimmt. Seither hat sich der Trend noch weiter beschleunigt: Die Nachfrage nach LCDs für Smartphones, Tablets und Fernseher steigt ungebrochen, und laut Data Bridge Market Research wird der weltweite LCD-Markt von 148,6 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021 auf mehr als 1.422 Milliarden US-Dollar bis 2029 wachsen, bei einer jährlichen Wachstumsrate von über 30 Prozent. Ein Beispiel für den technologischen Fortschritt ist die Entwicklung neuer Schaltkreis- und Displaytechnologien. So wird die Herstellungskostenbasis etwa bei MicroLEDs in den kommenden Jahren drastisch sinken. Nach aktuellen Prognosen sollen die Produktionskosten für eine 1,5‑Zoll-MicroLED-Anzeige bis 2026 auf ein Zehntel des bisherigen Niveaus fallen. Ähnliche Effekte werden auch bei großformatigen LCD-Displays erwartet, etwa durch energieeffizientere Prozesse und optimierte Substrat-Handling-Systeme.
Mein Besuch der Automatica 2025 hat mir vor Augen geführt, dass der Wandel zu höherer Automatisierung längst in der Breite angekommen ist und dass die Zukunft der Fertigung nicht mehr nur großen Konzernen vorbehalten ist. Gerade mittelständische Unternehmen haben heute die Chance, durch flexible Robotiklösungen und intelligente Automatisierung ihre Qualität, Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu steigern. Gleichzeitig entstehen daraus neue Anforderungen an Projektmanagement, Change Management und Vertrieb: Technologien müssen nicht nur eingeführt, sondern auch strategisch verankert und von den Teams akzeptiert werden.
Der Trend zur Automatisierung lässt sich auch an der steigenden Roboterdichte ablesen. Weltweit führt Südkorea mit 1.012 Robotern pro 10.000 Beschäftigte, gefolgt von Singapur (770) und China (470). Deutschland liegt mit 429 Robotern auf Rang vier (IFR World Robotics Report 2023). Diese Zahlen beziehen sich zwar auf die gesamte Elektronik- und Maschinenbauproduktion, zeigen aber den massiven Strukturwandel in der industriellen Wertschöpfung.
Ein Blick auf aktuelle Entwicklungen
Die Automatica 2025 in München, vom 24. bis 27. Juni, hat eindrucksvoll verdeutlicht, wie breit das Spektrum neuer Automatisierungslösungen heute ist. Mit mehr als 800 Ausstellern aus 40 Ländern und einem Rekord von 50.000 Besuchern war das Interesse so hoch wie nie zuvor. Besonders auffällig: Zahlreiche mittelständische Unternehmen informierten sich über flexible Automatisierungskonzepte für kleinere Losgrößen.
Einige Messe-Highlights im Überblick:
- Bremsenergie-Rückgewinnung entwickelt sich zu einem wichtigen Thema: Hier lassen sich bis zu 20 % des Stromverbrauchs einsparen, genaue Einsparungen hängen vom Robotermodell und der Anwendung ab.
- Durch Angebote von IP65-zertifizierte Netzwerkkomponenten erweitern einige Anbieter ihr Produktsortiment für den Food & Beverage Bereich, da sie den Einsatz in Nass- und Reinigungsbereichen ohne aufwendige Schutzgehäuse ermöglichen.
- KI in der Robotik wird zunehmend praxisrelevant: Projekte wie RoX adressieren neue Anwendungsfelder, etwa das autonome Be- und Entladen in Logistikketten, multifunktionale und ortsflexible Roboterlösungen sowie KI-gestützte Kommissionierung. Diese Technologien sollen künftig nicht nur Großunternehmen zugänglich sein, sondern gerade Mittelständlern den Einstieg in flexible Automatisierung erleichtern.
- SMF Drive präsentierte eine neue Generation von Roboterantrieben, die durch eine Kombination aus hohen Drehmomenten, reduziertem Gewicht und verbesserten Kostenstrukturen überzeugen.
Fazit und Ausblick:
Die Automatica 2025 hat eindrucksvoll gezeigt, dass Automatisierung, Energieeffizienz und künstliche Intelligenz längst keine isolierten Trends mehr sind, sondern zu den entscheidenden Treibern der Wettbewerbsfähigkeit zählen.
Die hohe Roboterdichte in Asien und Europa ist dabei kein Selbstzweck, sondern Ausdruck eines strukturellen Wandels, der Kosteneffizienz, Prozessstabilität und den Umgang mit dem Fachkräftemangel gleichermaßen adressiert. Gerade mittelständische Unternehmen erkennen zunehmend, dass moderne Roboterlösungen und KI-gestützte Systeme erhebliche Potenziale bieten, nicht nur für monotone oder ressourcenintensive Aufgaben, sondern auch für die Flexibilisierung von Prozessen und die Stärkung der eigenen Innovationskraft.
Es wird entscheidend sein, diese Technologien nicht nur technisch einzuführen, sondern sie auch durch professionelles Projektmanagement und gezieltes Change Management in der Organisation zu verankern. Erfolgreiche Automatisierungsinitiativen erfordern klare Zielbilder, eine strukturierte Planung, die Einbindung der Mitarbeitenden und eine frühzeitige Kommunikation.
Quellen:
Understanding the Factors Influencing LCD Panel Price in 2023 – SmarterGlass
China overtakes Germany in industrial use of robots, says report | Reuters
77 % of Germans want robots in the workplace
Automatica: Besucherrekord nach vier Tagen
Besucherrekord auf der Messe Automatica – Automation – Elektroniknet
https://new.abb.com/products/robotics/de/robotersteuerungen/omnicore
IO-Link Wireless System | Balluff

